Fest des 1200. Todestages des hl. Bischofs Virgil

Der heutige Tag ist unseren beiden großen Glaubensboten Rupertus und Virgilius geweiht. Erst seit einigen Jahren werden sie sinnvoller Weise zusammen gefeiert, weil sich beide bestens ergänzen in ihrer Bedeutung für unser Kirchengebiet und in ihren Leistungen. Hat der eine, nämlich Rupertus, das Fundament gelegt, so hat der andere, nämlich Virgil, den Bau der Kirche von Salzburg aufgeführt und weit über das Land hinaus in echt missionarischem Eifer den wahren katholischen Glauben verbreitet und Glaubensboten, Missionare, ausgesandt, die das Licht des christlichen Glaubens weiter in den Osten getragen haben.

Beide heiligen Bischöfe sind auch im Reliquienschrein in ihrer sterblichen Hülle in dem zu ihrer Ehre geweihten Dom vereint und für immer miteinander verbunden. So sollen wir an diesem 24. September Jahr für Jahr an beide für unsere Heimat so bedeutsamen Heiligen denken.

In diesem Jahr aber sei ein herausragendes Gedenken dem zweiten dieser zwei heiligen Bischöfe, nämlich dem hl. Virgil gewidmet, denn es sind nun genau 1200 Jahre her, dass er nach 40jähriger bischöflicher Tätigkeit in dieser unserer Bischofstadt zum ewigen Lohn abberufen wurde.

Der hl. Virgil wurde zu Beginn des 8. Jahrhunderts auf der grünen Insel Irland, die so viele Heilige und Glaubensboten bis herauf in die Gegenwart hervorgebracht hat, geboren. Er wurde Mönch und bald –wohl wegen seiner Tugenden und wegen seiner hervorragenden Gelehrtheit auf allen Wissensgebieten – zum Abt des Klosters Aghaboe gewählt. Dieses Kloster regierte er bis zum Jahre 743. Wie so viele andere Priester und Mönche Irlands vom 6. Bis 10. Jahrhundert machte sich dann auch Abt Virgil auf Wanderschaft und begann „ex amore Christi“, aus Liebe zu Christus, wie ausdrücklich betont wird, eine Pilgerfahrt auf das europäische Festland, um hier möglichst viele Seelen für Christus zu gewinnen. Er begab sich zuerst nach Gallien an den Hof von König Pipin. Diesem muss der gelehrte Abt so imponiert haben, dass er ihn zwei Jahre lang bei sich behielt. Sicher blieb der hl. Virgil in diesen zwei Jahren am Königshof nicht untätig, sondern erwarb sich große Verdienste, so dass der König ihn zum Lohn für seine beratende Tätigkeit zum Abt von St. Peter in Salzburg und bald auch zum Bischof von Salzburg ernannte.

Der hl. Virgil übte zunächst nach der damals in Irland üblichen Art die bischöflichen Funktionen nicht selber, sondern durch den irischen Wanderbischof Dobdagrec aus, wahrscheinlich aus Demut und um mit dem päpstlichen Legaten für die deutschen Lande, dem hl. Bonifatius, nicht in Konflikt zu geraten, dem der hl. Virgil wegen einiger wissenschaftlichen Ansichten verdächtig vorkam. Nach 10 Jahren aber ließ sich der hl. Virgil die Bischofsweihe spenden. Nun baute er mit großem Erfolg die Organisation der Diözese Salzburg aus und erbaute dann auch zu Ehren des ersten Salzburger Bischofs, des hl. Rupertus, den Dom, der am 24. September 774 feierlich eingeweiht wurde.

Um die Heiden in den Nachbarländern zum Licht der vollen Glaubenswahrheit zu führen, sandte der hl. Virgil auf Wunsch des Slawenherzogs Cheitmar den heiligen Wanderbischof Modestus nach Karantanien (Kärnten). Virgil wird mit vollem Recht Apostel der Karantanen genannt. Über Kärnten hinaus sandte Virgil Missionare auch in die Steiermark und nach Pannonien.

Zusammen mit Herzog Tassilo errichtete er auch bedeutende Klöster wie in Mondsee 748, in Innichen (Südtirol) 769, in Kremsmünster 777 und in Mattsee 783.

Virgil war ein Mann von hoher Geistesbildung. Er trug schon in seiner irischen Heimat den Beinamen „der Geometer“, weil er in der Mathematik und Geographie und anderen Naturwissenschaften eine Leuchte war. Was damals ganz ungewöhnlich war, nahm er an, dass auch auf der anderen Erdhälfte Menschen wohnen, die sogenannten Antipoden. Mache Theologen fürchteten damals, die Annahme von Antipoden sei häretisch, weil solche Menschen nicht vom gemeinsamen Stammvater Adam abstammen könnten. Wegen dieser häresieverdächtigen Ansicht kam es zu einem Konflikt zwischen dem hl. Bonifatius und dem hl. Virgil. Bonifatius zeigte den hl. Virgil beim hl. Papst Zacharias an; fast drohte dem hl. Virgil die Absetzung. Es ist nicht mehr dazu gekommen, wahrscheinlich deshalb, weil der hl. Virgil nachweisen konnte, dass seine Ansicht nicht gegen den christlichen Glauben gerichtet sei. Aber es ist bezeichnend, dass sogar ein Heiliger (Virgil) von einem anderen Heiligen (Bonifatius) bei einem Heiligen (Papst Zacharias) angezeigt und wegen Irrlehre verdächtigt wurde.

Der hl. Virgil hat jedenfalls 40 Jahre lang ungemein segensreich in unserem Land und weit darüber hinaus in echt missionarischem geist den wahren Glauben in unserem Volk gefestigt und unter den damals noch heidnischen Bewohnern der Nachbarvölker verbreitet.

Am 27.November 784 wurde er vom ewigen Hohenpriester zum ewigen Lohn heimgeholt. Papst Gregor IX. hat Bischof Virgil am 10. Juni 1233 heiliggesprochen. Erwähnt gehört noch, dass der selige Alkuin, der gelehrte Unterrichtsminister Karls des Großen, ein Gedicht verfasst hat, in welchem er die Tugenden und die Gelehrtheit des hl. Virgil rühmend hervorhebt. Wir aber wollen am 1200. Todestag des hl. Virgil dankbar an diesen heiligen Glaubensboten und Hirten erinnern mit den Worten, die im Brevier auf ihn formuliert worden sind: „Einen wahrhaft seligen Pilger sandte Irland nach Juvavum, einen noch seligeren Bischof nahm freudig Karantanien auf, den Hirten gemäß dem Evangelium der die Frohbotschaft des Glaubens so eifrig verkündet hat. So lobe denn unser Land den Diener des Heiles, den Lehrer für unser Leben, den Hirten gemäß dem Evangelium.“